KK OWiG: Spendierlaune in München

Karlsruher Kommentar OWiG

Die jetzt ausgelieferte 6. Auflage des Karlsruher Kommentars zum Ordnungswidrigkeitengesetz (KK OWiG) berücksichtigt alle Novellen der letzten Jahre. Neben der BGH-Rechtsprechung wurden auch wichtige Entscheidungen der Instanzgerichte berücksichtigt. Damit ist der Kommentar für Praktiker wieder eine wichtige Fundgrube und das zum „Sparfuchspreis“.

Die Vorauflage dieses Klassikers erschien letztmalig vor acht Jahren (2017). Nach digitaler Zeitrechnung also in der „Steinzeit“. Einer Zeit ohne ChatGPT und KI-unterstütztem Browser! Ja, die gute alte Zeit, sie liegt immer kürzer zurück in der Vergangenheit.

Aus den Augen aus dem Sinn?

Bei dieser rasanten Entwicklung gerät auch ein Klassiker wie der Karlsruher Kommentar zum OWiG schnell unter die Räder, sprich in Vergessenheit. Kann die jetzt ausgelieferte Neuauflage den „Oldie“ wieder in das Bewußtsein der jüngeren Juristen bringen?

Preis bleibt „gleich“ !?

Gegenüber der Vorauflage (vor acht Jahren!) hat sich der Preis lediglich um 30 Euro erhöht, auf jetzt 289 Euro (Vorauflage 259 Euro). Berücksichtigt man eine jährliche Inflationsrate von 2 Prozent, ist der Kommentar nach acht Jahren sogar billiger geworden!

168 Seiten Wissen gratis

Die Seitenzahl hat sich von 2081 Seiten auf nun 2249 Seiten erhöht. Der Nutzer erhält bei der neuen Auflage fast 10 % mehr Inhalt für’s gleiche Geld. Bei der aktuellen 6. Auflage spendiert der Verlag also 168 Seiten ohne realen Aufpreis. Wo gibt es das sonst noch?
Bei anderen Produkten des täglichen Bedarfs kennt man das eher umgekehrt. Da steigt der Preis zwar nur moderat, aber der Inhalt wird merklich reduziert. Nicht so bei C.H. Beck. Beim Karlsruher Kommentar zum OWiG gibt es mehr Wissen zum gleichen Preis (wenn man die Inflationsrate berücksichtigt)!

Digitale Ausgabe bei beck-online

Online findet der Interessent den Kommentar nur in den drei Modulen zum Strafrecht bei beck-online (Module: Strafrecht PLUS, PREMIUM und OPTIMUM). Einzeln ist der Titel digital nicht erhältlich. Nur beim Abonnement eines der drei genannten Strafrechtsmodule (Bibliotheken) ist der Kommentar digital nutzbar. Ein Wehrmutstropfen: Die neue KI-basierte Suchsoftware „Beck-Chat“ ist für die Strafrechtsmodule bisher noch nicht verfügbar und damit auch nicht für den Karlsruher Kommentar zum OWiG.

Erfolgsgeheimnis: Die Autorenqualität

Alle Autorinnen und Autoren des Karlsruher Kommentars haben lange Publikationslisten. Zwei Autoren sind mir aber besonders aufgefallen. Zum einen der ehemalige BGH-Richter und jetzige Rechtsanwalt Professor Dr. Jürgen Peter Graf. Er schreibt nicht nur beim Karlsruher Kommentar mit, sondern ist auch Herausgeber des beck-online-Kommentars zum OWiG. Ein juristisches Schwergewicht mit einer langen und lesenswerten Wikipedia-Seite.

Der zweite bemerkenswerte Autor ist Professor Dr. Holger Niehaus, Richter am OLG Düsseldorf. Neben seiner Richtertätigkeit und seinen zahlreichen publizistischen Aktivitäten ist er auch noch in der Aus- und Weiterbildung tätig, unter anderem mit einem Lehrauftrag an der Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Münster. Der Mann ist ein juristischer Triatlet mit viel Energie und vor allem einem guten Zeitmanagement.

Alternativen zum Karlsruher Kommentar

Keine Alternative, sondern eine unverzichtbare Ergänzung ist der Göhler, laut Beck-Verlag das Referenzwerk bei OWi-Fragen. Aktueller ist der quartalsweise aktualisierte beck-online-Kommentar, herausgegeben von Prof. Dr. Jürgen Peter Graf (BGH-Richter a.D.). Sein Autorenteam ist vergleichbar gut besetzt wie das Team des Karlsruher Kommentars. Übrigens, Prof. Graf schreibt auch als Autor beim Karlsruher Kommentar mit!

Jenseits von Beck, wird es einsam. Da wäre noch der OWiG-Kommentar von Professor Dr. Dieter Müller aus dem Luchterhand-Verlag. Der ehemalige Loseblatt-Kommentar ist inzwischen nur noch als Online-Ausgabe erhältlich. Der jährliche Abonnementpreis beträgt stolze 1926 Euro.

Keine wirkliche Alternative, aber durchaus interessant, ist das „Handbuch für das straßenverkehrsrechtliche OWi-Verfahren“ des ehemaligen OLG-Richters und jetzigen Rechtsanwalts Detlef Burhoff (ZAP-Verlag). Für Praktiker ist dieses Handbuch eine wahre Fundgrube, da der Autor ein meinungsstarker OWi-Experte ist. In diesem Handbuch schreibt mit Prof. Dr. Holger Niehaus (RiOLG) auch ein Autor des Karlsruher Kommentars zum OWiG mit!

Mein Fazit

Der Karlsruher Kommentar OWiG ist meine Neuerscheinung der Woche. Ein toller Kommentar. Ein Klassiker, der mit der BeckChat-Software noch besser wäre. Dieses Upgrade könnte den Titel auch für kleiner Kanzleien zu einem „must have“ machen. Der Karlsruher mit seinem wissenschaftlichen Ansatz bei Problemfällen ist die perfekte Ergänzung zum praxisnahen Göhler.

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