In München bereitet man das „nächste große Ding“ vor. Mit der KI-Power von „Noxtua“ wollen die Beck-Verantwortlichen die juristische Arbeitsweise grundlegend verändern und mit „Beck-Noxtua“ ihre führende Marktposition auch im digitalen Zeitalter festigen.
Leider haben die Götter Mühe und Schweiß – in Form von Hindernissen und Problemen – als Preis festgelegt. Und um die gigantischen Kosten kümmern sie sich ohnehin nicht.
Beck-Chat: Juristische Recherche 2.0
Grade etabliert haben sich die „Chat-Books“. Das sind Kommentare oder Handbücher mit einer digitalen Schnittstelle für KI-unterstützte Recherchen. Der BGB-Kommentar von Grüneberg war der Startschuss für diese neue Produktlinie. Inzwischen sind mit dem Schmidt, EStG und dem Personalbuch von Küttner zwei weitere Titel gefolgt. Weitere Standardwerke sind in Vorbereitung. Die inzwischen bewährte KI-Suche ist seit Mitte des Jahres auch für erste beck-online-Module als „Beck-Chat“ verfügbar.
KI-Suche mit Prüfoption
Der „Beck-Chat“ ist eine KI-basierte Software, die den Nutzer bei seiner Recherche unterstützt. Die Antworten des Systems basieren auf den Inhalten der jeweils abonnierten Module. Die nachgewiesenen Fundstellen sind mit den Dokumenten in der beck-online Datenbank verlinkt. So hat der Anwender die Möglichkeit, die „Antwort“ des KI-System zu überprüfen.
Kaum haben die Nutzer erste Erfahrungen mit dem „Beck-Chat“ gesammelt, kündigt der Beck-Verlag schon eine weitere Innovation an, eine integrierte neue KI-Software namens „Beck-Noxtua“.
Beck-Noxtua: Juristische Recherche 4.0
Der „Legal AI Workspace Beck-Noxtua“ wird integriert in die C.H.Beck-Fachinhalte, verkündete der Beck-Verlag auf seiner Plattform beck-online Ende April diesen Jahres. Die Abonnenten von beck-online können zukünftig nicht nur juristische Sachverhalte recherchieren, sondern auch Dokumente überprüfen, überarbeiten oder neu entwerfen! Der „Roll-out“-Termin für Beck-Noxtua steht bisher noch nicht fest.
Rechtskonformes KI-Angebot
Die neue Rechts-KI des Verlages basiert auf spezialisierten proprietären KI-Modellen und wird mit den qualifizierten Daten von beck-online DIE DATENBANK trainiert. Beck-Noxtua entspricht auch den berufs-, straf- und datenschutzrechtlichen Anforderungen für Anwältinnen und Anwälte (§ 203 StGB, § 43e BRAO)
KI-Training hinter der „paywall“
beck-online ist die größte juristische Datenbank im deutschsprachigen Raum mit über 55 Millionen Dokumenten und einer enormen Mengen an Standardliteratur für jedes Rechtsgebiet. Durch die Partnerschaft mit dem Beck-Verlag kann Noxtua (Anm.: der KI-Entwickler) die Daten von beck-online für die Optimierung seiner KI-Software nutzen.
Beck-Noxtua: Was bisher geschah …
Pressemitteilung vom 23. April 2025: „Mit C.H.Beck als führendem Investor schließt das Berliner Legal-Tech-Startup Xayn (bald Noxtua SE), Entwickler von Europas erster souveräner Rechts-KI Noxtua, seine Series-B-Investitionsrunde in Höhe von 80,7 Millionen Euro ab. Ebenfalls neu an Bord als Investoren sind der High-Performance-Computing (HPC) Spezialist Northern Data, Xayns langjähriger Partner und Deutschlands größte Wirtschaftskanzlei CMS als Mitinitiator von Noxtua sowie die internationale Kanzlei Dentons.“
KI-basierte Produktivitäts-Lösungen
Zu den Zielen der neuen KI-Allianz sagte Prof. Dr. Klaus Weber, Mitglied der Gesamtgeschäftsführung bei C.H.Beck nach Unterzeichnung der Vereinbarung in München: „Diese sorgfältig ausgewählte Partnerschaft mit Noxtua ist ein Kernbaustein unserer Innovationsstrategie. Gemeinsam werden wir unser Portfolio an KI-Lösungen weiter ausbauen“. Und der für Legal Tech bei C.H.Beck verantwortliche Manager, Dr. Dr. Oliver Hofmann, ergänzte noch: „In Zukunft werden wir unseren Kunden über hochwertige Inhalte und Recherchemöglichkeiten hinaus auch umfassende Produktivitäts-Lösungen für ihre juristische Arbeit anbieten.“
Autoren: Verlierer der KI-Zukunft ?
Offen ist bisher wohl die Frage der Autoren-Vergütung bei dieser innovativen neuen Produktivitätslösungen. Anders als bei KI-Systemen die sich bei „freien“ Inhalten im Internet bedienen, arbeitet dieses KI-System mit beck-online-Daten und die bisherigen Autorenverträge decken derartige Nutzungsformen wohl noch nicht ab. Dafür eine Lösung zu finden, mit Autoren, die rechtlich genau wissen was tun und wollen, dürfte für die Beck-Verantwortlichen ein ziemlich dickes Brett sein!
Das leidige Haftungsproblem
Wie nennen Computerexperten schnelle Problemlösungen gerne: „Quick and dirty“ und genau da liegt das Problem. „Dirty“ also riskant und fehleranfällig darf das neue KI-System auf keinen Fall sein. Das verträgt sich nicht mit dem hohen Qualitätsanspruch des Beck-Verlages und schon gar nicht mit den Ansprüchen seiner juristischen Klientel. Bei Haftungsfragen reagieren Juristen etwas dünnhäutig. Sie fürchten den Haftungsfall wie der Teufel das Weihwasser.
Das Schwarze-Peter-Spiel
Wie das mit der Haftung zukünftig aussehen könnte, ist beim automatischen Fahren zu beobachten. Irgendwo hakt es immer und ein Mensch muß als „Backup“ auf dem Fahrersitz Platz nehmen. Sobald die Software nicht mehr weiterweiß meldet sie sinngemäß: „Ich bin raus, mach du weiter!“ Haften will der Hersteller am Ende nicht. Das Risiko soll gefälligst der Kunde übernehmen. Es ist wie bei dem alten Bankenwitz. Bei Sonnenschein leiht die Bank gerne einen Schirm. Wenn es regnet, fordert sie ihn zurück.
Lese-TIPP zum Schluss
Wer mehr über Künstliche Inteligenz erfahren will, dem empfehle ich den Blog-Beitrag KI@work Das Buch von Professor Bernd Waas beschäftigt sich neben arbeitsrechtlichen Aspekten von KI auch mit nicht-juristischen Fragen. Sehr lesenswert das Ganze!