Seit KI-Suchprogramme den Juristinnen und Juristen das Leben erleichtern wollen, hat sich ein neues Modewort auf den Weg in den Duden/Sprachgebrauch gemacht. Es wird nicht mehr gesucht, es wird gepromptet was das Zeug hält!
Wikipedia erklärt dazu: „Prompting (englisch für anregen, soufflieren, vorsagen) bezeichnet in der Verhaltenstherapie eine Verhaltenshilfe (Formungstechnik) zum Aufbau von erwünschtem Verhalten, welche bei den Operanten Methoden (Verhaltenstherapeutische Standardmethode) und in die Kategorie Lernen (siehe dazu auch den Begriff Chaining) eingeordnet werden kann.“
Alles klar, es geht also um Vorsagen. Kennt man ja noch aus der Schule. Der Computer soll einem die Lösung vorsagen. Gute Idee!
Ratschläge aus München
Der Beck-Verlag schreibt dazu im Internet: „Warum ist gutes Prompting wichtig? Die Qualität der Antworten der KI hängt maßgeblich von der Qualität Ihrer Eingaben ab. Anders als bei einer klassischen Suchmaschine, die unabhängig vom Anfrage-Stil eine Vielzahl von Treffern liefert, benötigt eine KI präzise, kontextbezogene und zielgerichtete Fragen und Anweisungen. Ein gut formulierter Prompt hilft der KI dabei, Ihre Absicht korrekt zu verstehen und eine inhaltlich korrekte sowie sprachlich passende Antwort zu generieren.“
Wie das genau funktioniert erklärt der Verlag in einem eigenen „Prompting Guide“ im Internet. In dieser Kurzübersicht ist zu lesen, wie der Nutzer die richtigen Fragen stellen soll, um das gewünschte Suchergebnis zu erzielen.
Zum Promting-Guide des Beck-Verlages
… und noch einige Tipps aus Köln
Auch der Kölner Otto-Schmidt-Verlag hält zum „Prompting“ einige Tipps bereit. Eine Kurzanleitung zu Funktionalitäten & Prompting soll seinen Kunden weiterhelfen. Pragmatisch heißt es da:
„Prompting mit der KI – Themen:
1.) Neues Thema: Stellen Sie der KI eine konkrete Aufgabe. Stellen Sie direkt in diesem Verlauf Folgefragen.
2.) Bisherige Themen: Suchen Sie nach Schlagworten aus früheren Anfragen, die hier gespeichert sind.
3.) Themenspalte einklappen
(…)
Prüfen Sie stets die Richtigkeit der generierten Antworten.“
Ein sehr guter Ratschlag, der so manchen Ärger vermeiden dürfte. Denn, wer ist früher nicht schon mal beim Abschreiben erwischt worden. War damals peinlich und ist heute noch viel peinlicher!
Zur Kurzanleitung des Otto Schmidt Verlages
Das Elektronik-Paradox
Als Kind wollte mir mein Vater etwas Gutes tun. Als ich mir eine Kamera wünschte, kaufte er mir ein Profi-Model. Bei diesem mußten alle Einstellungen „zu Fuß“ erfolgen. Als ich die Zusammenhänge von Blende und Belichtungszeit endlich begriffen hatte kamen Digitalkameras auf den Markt. Auch ich rüstete auf ein derartiges Model um. Endlich brauchte man nur Blende oder Belichtungszeit vorwählen und die Kamera erledigte den Rest. Das glaubte ich zumindest!
Nun fing der Kampf gegen die Technik an. Das Foto wurde einfach nicht so wie ich es mir vorstellte. Ich mußte mich in die Technik „hineindenken“ um mein Ziel zu erreichen. Dafür galt es die Funktionsweise der Elektronik zu verstehen (und diese manchmal „auszutricksen“). Das klappte am Ende auch, aber der Lernaufwand entsprach dem Erlernen der grundlegenden Fototechnik! Wenn man etwas grundlegend begreift, ist Technik nur noch „bedingt“ hilfreich!
Dieses „Elektronik-Paradox“ wiederholt sich immer wieder z.B. beim Computer, beim Smartphone und beim Auto, um nur einige Stellen zu nennen. Der Lernaufwand ist das Problem. Elektronik und Software stellen uns immer wieder vor neue Herausforderungen. Es könnte so einfach sein, aber nein, wir wollen es bequem haben und da kommen diese beiden Nervtöter ins Spiel!
Prompting als Geschäftsmodell
Prompting ist die jüngste Erscheinungsform dieses menschlichen Glaubens an einfache und bequeme Lösungen. Man muss nichts machen, Elektronik und Software (KI) erledigt die Arbeit vollautomatisch. Ja sicher!
Inzwischen schießen Schulungsangebote zum Thema wie Pilze aus dem Boden. Doch es bleibt das alte „Elektronik-Paradox“. Wer die grundlegenden Zusammenhänge begriffen hat, der braucht kein „Prompting“ (Vorsagen) mehr, dem reicht die Suche in einem Standardwerk oder einer Spezialpublikation, egal ob als Print- oder Digitalversion.